Kennen Sie folgende Situation: Sie haben eine wichtige Veränderung in Angriff genommen,  egal ob für sich selbst oder im Rahmen eines Projektes. Am Anfang ist alles spannend und neu, mit der Zeit aber läuft es eher zäh, die gewünschten Ergebnisse bleiben hinter den Erwartungen zurück oder bleiben gleich ganz aus. Manchmal fangen wir dann an, uns selbst infrage zu stellen und dieser Schuss geht meist nach hinten los, denn genau dadurch verlieren wir noch mehr Selbstvertrauen.

Ich habe in meinem Berufsleben viele, teils richtig große Veränderungsprojekte gleleitet. Veränderungen sind meist verbunden mit Chaos und Ungewissheit, die sich in unserem Arbeitsumfeld zeigen. Es fehlt an Orientierung oder einer klaren Strategie. Das Ziel ist nicht so richtig fassbar und es ist schwierig aus den vielen Möglichkeiten, die richtige auszuwählen. Manchmal fehlt uns auch die Transparenz, weil Informationen fehlen oder nicht weitergegeben werden.

Oft herrscht das Chaos und die Ungewissheit auch in unserem Inneren, weil wir einfach noch nicht genau wissen wo es langgehen soll. Besonders unangenehm wird es, wenn ich als Führungskraft oder Projektleiter Orientierung geben soll, mir aber selbst noch gar nicht sicher bin wie es gehen könnte.

Ich treffe viele Menschen, denen es gerade genauso geht. Digitalisierung, Agilität und New Work, das sind Schlagworte, die ich immer wieder höre. Im Projektmanagement wird das Thema Agilität sehr diskutiert, für manche scheint es geradezu eine Wunderwaffe für eine flexiblere, produktivere Form der Zusammenarbeit zu sein. Allerdings ist die Erfolgsbilanz oft eher ernüchternd: Starre, hierarchische Strukturen und überkommene Verhaltensmuster der Verantwortlichen und Beteiligten behindern und bremsen die Teams doch ganz erheblich.

Viele von uns stecken gerade mitten drin in solchen Umbruchsphasen. Zum allgemeinen Umbruch tragen dann auch noch unsere eigenen Sehnsüchte nach einer menschlicheren und lebendigeren Arbeitswelt bei.

In solchen Umbruchsphasen ist unser Selbstvertrauen eine besonders wichtige Ressource.

Genau das habe ich in meinen Veränderungsprojekten und auf meinem eigenen Weg in die Selbstständigkeit gelernt: Wenn alles um mich herum scheinbar außer Kontrolle gerät, dann finde ich Innere Balance, Stabilität und Selbstvertrauen nur in mir selbst. Wie das Wort ja schon andeutet.

Mit diesem Artikel möchte ich ganz vorne anfangen, denn der erste Schritt zu mehr Selbstvertrauen ist die Wahrnehmung und der anschließende Ausstieg aus den alten Gewohnheiten, die unser Selbstvertrauen ständig untergraben.

Das Dumme ist, oft bemerken wir das gar nicht, weil unsere Gewohnheiten so tief in uns verankert sind, dass sie meist unbewusst ablaufen. Und weil unser Arbeitsalltag ja normalerweise mit (zu)viel Aktivität ausgefüllt ist, haben wir auch gar keine Zeit solche Muster und ihre Auswirkungen zu bemerken. Genau das wäre aber sehr wichtig, wenn wir an den richtigen Hebeln ansetzen möchten.

Ich möchte Ihnen jetzt drei typische Verhaltensmuster aufzeigen, die mir bei vielen Menschen und auch bei mir selbst aufgefallen sind. Drei  Verhaltensmuster, die uns gerade in unserem Arbeitsalltag und im Umgang mit Veränderungen besonders häufig blockieren:

 

# 1 Feststecken im eigenen Gedankenkarussell

Ich mag den Austausch in Masterminds oder sogenannten Erfolgsteams und kann mich noch sehr gut an die folgende Begebenheit in einem solchen Erfolgsteam erinnern: Jeder von uns hat seine eigene Aufgabe und sein eigenes Ziel und wir treffen uns alle zwei Wochen und tauschen uns aus über das was wir geschafft haben. Wir holen uns Feedback zu unseren Ergebnissen und stecken uns Ziele für die nächsten zwei Wochen. Bei einem der Meetings konnte ich die Wirkung solcher „Grübelschleifen“ wieder einmal live erleben.

Eine Teilnehmerin unseres Erfolgsteams, ich nenne sie mal Susanne, hatte sich total festgefahren. Es ging bei ihr darum erst einmal das übergeordnete Ziel für ihre geschäftliche Positionierung zu finden und sich klar zu werden, wo sie eigentlich hinmöchte.

Susanne hatte bereits mit den Recherchen zu ihrem Thema angefangen und dabei Informationen aber auch jede Menge guter Ratschläge bekommen: „Dazu brauchst Du auf jeden Fall folgende Anzahl an Teilnehmern, sonst rechnet sich das nicht.“ „Deine Kunden haben immer diese drei Bedürfnisse, wenn Du die nicht erfüllst, dann brauchst Du gar nicht erst anzufangen.“ Auch die gesammelten Informationen über Stornierungskosten, Reservierungsvorgaben, Zimmergrößen und Veranstaltungsmöglichkeiten waren nicht gerade hilfreich. Susanne hatte sich total in ihren Gedankenschleifen und all den Bedenken – eigenen und fremden –  festgefahren.

Was hier passiert ist folgendes: Susanne produziert mit ihren Gedanken jede Menge unangenehmer Gefühle: Frustration, Ohnmacht, Angst, Ärger usw..

Je öfter sie in ihrem Gedankenkarussell feststeckt, umso stärker werden die unangenehmen Gefühle und das Verhaltensmuster vertieft sich mehr und mehr.

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Am Ende verstärken sie das bei Susanne wahrscheinlich schon vorhandene neuronale „Grübelmuster“ im Gehirn. Die unangenehmen Gefühle fressen jede Menge Energie, Susanne wusste schon gar nicht mehr wo und wie sie weitermachen wollte und fühlte sich emotional ziemlich erschöpft. Außerdem kosten uns solche Grübeleien natürlich auch jede Menge Zeit.

Ich selbst habe sehr lange mit diesem Muster gekämpft, ich habe oft gedacht, meine Gedanken würden mich irgendwo hin führen. Heute weiß ich, ein solches Kopfkino hat nur schlechte Auswirkungen auf mich, meine Motivation und meine Gesundheit, deshalb steige ich heute aus solchen Grübelschleifen sofort aus – vorausgesetzt dass ich sie bemerke. Denn das passiert mir auch heute noch, dass alte Gedankenschleifen-Muster zu einem bestimmten Thema einfach hochkommen, die bisher tief in meinem Unbewussten versteckt waren.

Kennen Sie solche unproduktiven, energiezehrenden Gedankenkarusselle auch?

 

# 2 – Gefangen in der Leistungsfalle

Wir leben in einer sehr leistungsorientierten Gesellschaft. Früher waren mir die Auswirkungen dessen gar nicht so bewusst. Für seine Leistung bewertet zu werden, sich über Leistung Anerkennung zu holen, das erschien mir als völlig normal. Im Zuge dieser Umbruchsituation  und meiner eigenen Entwicklung habe ich angefangen, diese vermeintlichen „Normalitäten“ infrage zu stellen. Und ich erkenne immer mehr, welch ungesunde Wirkung eine solche Einstellung/ein solches Verhalten hat.

Untrennbar verbunden mit dem Leistungsdenken sind Ziele, Erwartungen und Ansprüche, die wir an uns selbst und andere haben. Und weil wir diesen Erwartungen ja nie zu 100 % genügen können  entsteht eine Art Mangeldenken:

Ich bin nicht gut genug. Ich muss dieses oder jenes noch lernen. Wenn ich diese oder jene Punkte in der Präsentation noch berücksichtigt hätte, wäre es perfekt gewesen. So lauten oft die Sätze unseres inneren Kritikers. Aber auch andere werden gerne bewertet: Meinem Chef fehlt es an Führungskompetenz. Wenn meine Kollegen systematischer arbeiten würden, dann hätten wir nicht ein solches Chaos. Und so weiter und so fort.

Ich war im Jahr 2014 an einer Studie zur Burnout-Gefährdung von Projektmanager/Innen beteiligt, sage und schreibe 87,5 % von mehr als 900 Befragten gaben an, einen hohen Anspruch an die eigene Leistung zu haben und dass sie dieser Anspruch auch belastet.

Dieser Anspruch an die eigene Leistung steht als Verhinderer von Gelassenheit und Selbstvertrauen an erster Stelle. Was passiert bei diesem Verhaltensmuster, das – so vermute ich – bei 99 % der in der westlichen Welt aufgewachsenen Menschen mehr oder weniger stark ausgeprägt ist?

Sie ahnen es vielleicht schon: Durch das „Mangeldenken“ und die Konzentration auf unsere Defizite bzw. die Defizite unserer Kollegen, Chefs, Kunden, Lieferanten entstehen auch hier unangenehme Gefühle wie Angst, Unsicherheit, Ärger, Wut, Enttäuschung und/oder Unzufriedenheit. Wir klammern uns an unseren Erwartungen und Zielen fest und glauben es wäre wichtig, diese um jeden Preis zu erreichen.

Diese Prägung geht richtig tief, denn genauso funktionieren unser Schulsystem und die meisten der daran anschließenden Ausbildungssysteme in denen wir alle aufgewachsen sind. Letztendlich werden Sie belohnt, wenn Sie ihr Ziel wie vorher festgelegt erreichen. Auf diese Weise erzeugt jeder einzelne von uns eine Menge Druck auf sich selbst und andere. Und dieser Druck erzeugt dann noch mehr von den unangenehmen Gefühlen und treibt uns so noch tiefer in die Leistungsfalle hinein. Mit den entsprechenden Auswirkungen auf unser Selbstvertrauen.

Ein solches Muster ist natürlich Gift für jeden Veränderungsprozess, der Kreativität, Fehlertoleranz und das Ausprobieren verschiedener Möglichkeiten erfordert. Neue Lösungen können scheitern oder auch gelingen. Wenn wir dieses Muster nicht verändern und lernen die Fehler, unsere daraus resultierenden Erkenntnisse, Ergebnisse, die wir so nicht erwartet haben und die eigenen Bemühungen und die der anderen wertzuschätzen, dann wird das nichts mit der Agilität oder einer menschlicheren Arbeitswelt.

Bye the way , wie sieht es denn mit Ihrem Anspruchsdenken aus?

 

# 3 – Die Sucht nach Anerkennung

Die Sucht nach Anerkennung, vielleicht finden Sie diesen Begriff ja etwas überzogen. Und ich gebe zu, das Bedürfnis nach Anerkennung ist in jedem von uns unterschiedlich stark ausgeprägt. Mit Anerkennung meine ich übrigens die Anerkennung, die wir erhalten, wenn wir etwas gut gemacht haben. Anerkennung ist damit eng mit der Leistungsfalle verbunden, es ist sozusagen die Belohnung, die wir erhalten, wenn wir eine gute Leistung erbracht haben. Über Belohnung und Anerkennung funktionieren die meisten unserer heutigen Wirtschaftsunternehmen und Organisationen.

Was ist jetzt das Problem mit der Anerkennung? Zunächst ist mir aufgefallen, dass es in Veränderungsprojekten oft schwierig ist mit der Anerkennung meiner Leistungen. Ich habe schon einige wirklich große Veränderungen begleitet, dabei ist es oft passiert, dass mein Team und ich gute Konzepte erstellt und präsentiert haben, die aber zunächst gar nicht anerkannt wurden. Weil die neuen Ideen und Vorgehensweisen bei den Menschen Angst ausgelöst haben. Das haben unsere Zuhörer uns natürlich nicht so gesagt, es war Ihnen möglicherweise selbst nicht mal bewusst. Da wurden dann ganz andere Argumente vorgetragen.

Nicht nur ich war oft enttäuscht über die Reaktionen, damals wusste ich zwar schon, dass Emotionen eine große Auswirkung auf unser Verhalten haben. Aber dieses Wissen existierte nur in meinem Kopf. Um es genauer auszudrücken: Gedacht habe ich, „Verständlich, dass die Menschen nicht begeistert Hurra schreien“. Gefühlt habe ich Enttäuschung und Frustration, weil mein Team und ich so viel Zeit und Engagement eingebracht hatten.

Und genau das ist auch das Problem mit der „Sucht“ nach Anerkennung: Wenn ich – meist unbewusst –  davon abhängig bin, dass andere meine Leistungen und Bemühungen anerkennen, damit ich mich gut fühle, dann orientiere ich mich nicht an mir selbst, sondern ich möchte die Erwartungen der anderen erfüllen.

Deshalb nenne ich das „Sucht“, denn ich bin emotional abhängig und werde so manipulierbar. Auch in diesem Verhaltensmuster führen unsere Gedanken wieder zu den entsprechenden Gefühlen von Enttäuschung, Frustration, Unzufriedenheit und/oder Wut. Und auch hier verstärkt sich das Muster – je öfter und je länger ich es praktiziere.

Denken Sie einfach mal darüber nach, wie wichtig Ihnen die Anerkennung von anderen Menschen, ihrem Chef, ihren Kollegen, ihrem Team oder ihrem Kunden ist. Das Problem mit der Anerkennung ist: Wenn wir uns davon zu abhängig machen, dann entscheiden wir uns häufig gegen die vermeintlich schwierigeren und langfristigeren Lösungen – die aber vielleicht viel passender wären.

Wie oft wünschen Sie sich für ihre Leistungen mehr Bestätigung von außen zu erhalten?

 

Das sind drei der typischen Verhaltensmuster, die Veränderungen oft so schwierig und anstrengend machen. Häufig sind uns diese Muster gar nicht bewusst. Wir glauben dann, dass die Strukturen und das System dafür verantwortlich sind, dass wir nicht weiterkommen. Damit will ich nicht behaupten, dass die heutigen Systeme es uns leicht machen flexibel, kreativ und kooperativ zusammenzuarbeiten.

Ich behaupte aber unser Mindset, also die Art wie wir denken, fühlen und Situationen bewerten spielt eine große Rolle. Ob wir gelassen, achtsam und selbstbewusst bleiben oder in innere Unruhe und hektische Betriebsamkeit verfallen und nur noch reagieren: Je nachdem aus welchem Zustand heraus wir handeln, so sehen dann auch unsere Ergebnisse aus. Unsere Wahrnehmung funktioniert nur noch eingeschränkt und es wird alles immer anstrengender.

Vielleicht erkennen Sie sich ja in einem oder mehreren der drei Verhaltensmuster wieder? Ich kann Ihnen jedenfalls versichern, ich kenne sie alle drei sehr gut.

Kraftvolle Grüße

Martina Baehr

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