Der Anlass für meinen heutigen Artikel war eine Erkenntnis, besser gesagt ein AHA-Erlebnis, das ich in einer meiner Coaching-Sitzungen der letzten Wochen hatte.

Kennen Sie das auch: Ihnen ist ein Zusammenhang im Kopf schon lange klar. Dann passiert etwas und dieses Wissen sinkt vom Kopf in den Körper. Sie haben das Gefühl, Ihnen geht gerade ein Licht auf. Das ist das, was ich mit AHA-Erlebnis meine.

Mein AHA-Erlebnis hat mit dem Thema Vertrauenskultur in Unternehmen zu tun. Es hat mir noch mal in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, warum wir kein Vertrauen gewinnen können, wenn wir uns nur auf der rationalen Verstandsebene bewegen.

Dann kann es passieren, dass uns unsere Gefühle einfach ausbremsen. Wir verstehen gar nicht, warum es mit der Vertrauenskultur einfach nicht funktioniert. Wir haben uns doch so viele Gedanken gemacht und so viel dafür getan.

Aber jetzt zu meinem AHA-Erlebnis: Ich hatte eine erste Coaching-Sitzung mit einer Kundin, ich nenne sie in diesem Beitrag mal Erika. Erika ist Marketing-Managerin in einem größeren, mittelständischen Unternehmen.

In unserem ersten sogenannten Strategie-Gespräch hatte sie mir schon davon erzählt, dass es in dem Unternehmen an Vertrauen mangele. Dass es in ihrem Umfeld schon zwei Burnout-Fälle gegeben hatte, die ihr sehr zu denken gaben.

 

Die Wirkungsanalyse bringt unsere emotionale Reaktion ans Licht

Ich starte all meine Coachings mit einer Bestandsaufnahme, der sogenannten Wirkungsanalyse. In der Wirkungsanalyse schauen wir uns Situationen aus dem Berufsalltag an, die Sie als besonders belastend empfinden oder die Ihnen besonders positiv im Gedächtnis sind.

Ziel der Wirkungsanalyse ist es herauszufinden, wie Ihre persönlichen Denk-, Gefühls- und Handlungsmuster aussehen. Wir holen diese  ans Licht des Bewusstseins, damit Sie sie anschließend loslassen, ersetzen oder verstärken können. Je nachdem ob das Muster eine positive oder eine negative Wirkung auf Sie selbst, ihre Ergebnisse und ihren Erfolg hat.

Erika erzählte mir von folgender Situation, die sie selbst als negativ bewertete:

Sie befand sich in einem Meeting in dem sie mit anderen Teilnehmern über neue Marketing-Strategien für das Unternehmen diskutierte.

Erika hat viel Erfahrung im Marketing, gerade auch mit neuen, wirksamen Methoden. Und sie ist sich dessen auch bewusst. Auf der mentalen Ebene war also alles gut, sie wusste einfach, dass sie genau die Kompetenzen hat, die dieses Unternehmen weiterbringen können. In diese Richtung gingen natürlich auch ihre Diskussionsbeiträge.

Ich war zunächst etwas irritiert, denn das ist ja eigentlich eine sehr positive Situation. Ich fragte sie also, warum sie diese Situation auf die negative Seite der Wirkungsanalyse eingetragen hatte.

Dann kam das hervor, was sich auf der emotionalen Ebene abgespielt hatte: Ihre Gefühle in der Situation waren nämlich Misstrauen, innere Anspannung und eine gewisse Wachsamkeit. Das resultierte daraus, dass in der Vergangenheit in ihrem Unternehmen neue, ungewohnte Vorschläge schon mal blockiert wurden. Schlimmer noch, es gab sogar Fälle in denen ein solches Vorangehen zu entsprechenden Konsequenzen geführt hatte.

 

Unsere Gefühle und Instinkte haben immer Vorfahrt

Da setzte dann mein AHA-Erlebnis ein: Bei diesem Beispiel von Erika wurde mir noch mal in aller Deutlichkeit klar, dass unsere Gefühle und unsere Instinkte, die uns vor Bedrohungen schützen möchten, immer Vorfahrt vor dem rationalen Denken haben. Ausnahmslos. Das gehört einfach zu unserer menschlichen Natur.

Im Fall von Erika passten Gefühl und Verstand überhaupt nicht zusammen. Der Verstand sagt, ich bin kompetent und handlungsfähig. Mein Gefühl vermittelt mir eine latente Bedrohung und signalisiert mir: Stopp, geh bloß nicht weiter. Die Wirkung: Wir fühlen uns unwohl, ohnmächtig, ohne inneren Antrieb und wissen oftmals gar nicht so recht warum. Dieser innere Widerspruch kostet uns wahnsinnig viel Energie!

Erst wenn wir uns unserer Gedanken und der emotionalen Reaktionen, die in uns ablaufen, bewusst werden. Dann können wir zukünftig in ähnlichen Situationen einen anderen Weg wählen, als die immer gleiche automatisch ablaufende Reaktion. Die in bedrohlich empfundenen Situationen meist Kampf, Rechtfertigung, Rückzug oder eine Art innere Erstarrung bedeutet.

Dazu ist es elementar wichtig, dass wir uns mit unseren Gefühlen und deren Wirkung auseinandersetzen. Denn gerade unsere Gefühle machen uns solche Situationen und die dahinter liegenden Wirkmechanismen sehr bewusst. Wenn wir auf sie hören.

Wir können noch so viele Methoden anwenden und noch so viele gutgemeinte Absichten formulieren: Solange wir uns nicht mit unseren Gefühlen, diesen gerade im Business meist vernachlässigten und manchmal auch abgewerteten Teilen unserer Persönlichkeit beschäftigen, bleiben wir in diesen überkommenen Verhaltensmustern stecken.

 

Es reicht nicht aus, Vertrauen zu propagieren und sich im Verstand eine dazu passende Haltung zusammenzubasteln.

Die dann durch unsere emotionale Reaktion auf die bestehenden Verhältnisse wie ein Kartenhaus in sich zusammenbricht.

Sie haben immer eine Wahl

Ich kann mir gut vorstellen, dass die/der ein oder andere von Ihnen solche Situationen nur zu gut kennt. Vielleicht denken Sie jetzt auch: Was erzählt sie mir denn da? Für eine gute Vertrauenskultur ist doch wohl zuerst mal der Chef oder die Unternehmensleitung zuständig.

Klar, für Führungskräfte ist ein solches Selbst-Bewusstsein natürlich besonders wichtig, weil sie den größten Einfluss auf die Unternehmenskultur haben. Und wie mein Beispiel zeigt, kann ich viel Verwirrung stiften, wenn ich die fundamentale Wirkung der Gefühle nicht verstanden habe. Vielleicht, weil mir die Wirkung meiner Gefühle selbst gar nicht bewusst ist. Weil ich mit meiner ganzen Aufmerksamkeit immer nur im Kopf bin. Dann kann ich diese Wirkung auch bei anderen nur schwer nachvollziehen.

Mir geht es in diesem Beitrag darum, dass Sie Ihren Handlungsspielraum erkennen, egal in welcher Position Sie sich befinden. Denn der ist wahrscheinlich größer als Sie glauben.

Sie haben immer eine Wahl, vorausgesetzt, Sie machen sich ihre emotionale Reaktion bewusst und stoppen das damit verbundene automatische Verhaltensmuster. Dann können Sie in Ruhe überlegen, wie Sie sich zukünftig in solchen Situationen verhalten möchten. Wie Sie diese innere Zerissenheit auflösen und Ihre innere Stärke wieder gewinnen. Sich Klarheit verschaffen, welche Handlungsmöglichkeiten Sie haben. Denn da gibt es mit Sicherheit mehr Optionen als das gewohnte Muster, dass der automatischen, emotionalen Reaktion entspringt.

Mir hat diese Situation noch mal eindrücklich vor Augen geführt, wie wichtig es ist, dass wir unsere emotionale Kompetenz und unser Mindset weiter entwickeln. Damit wir in solchen Situationen auf der Grundlage echten Selbst-Bewusstseins agieren können, anstatt wie im Autopilot zu funktionieren.

Ich bin schon sehr gespannt, wie es bei Erika weitergehen wird. Denn eine solche Veränderung ist ein innerer Prozess. Das geschieht nicht auf Knopfdruck. Auch wenn wir uns das manchmal wünschen.

 

Das zunehmende Bewusstsein über die Zusammenhänge zwischen unserem inneren Zustand und unseren Handlungen führt zu einem tieferen Verständnis von uns selbst.

Wir verstehen wie wir ticken und wie wir neue, bessere Wirkungen erzeugen können.

Wir entwickeln immer mehr Vertrauen in uns selbst, gerade im Umgang mit Veränderungen und neuen Formen der Zusammenarbeit.

Das ist für mich das Fundament einer stabilen Vertrauenskultur.

Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, dem empfehle ich mein kostenfreies Live-Webinar Erfolgsfaktor Emotionale Kompetenz – Mit innerer Stärke zum erfolgreichen Projekt . Da geht es um die 5 Säulen der emotionalen Intelligenz und wie wir diese in unserem Berufsalltag und unseren Projekten leben und umsetzen können.

Wer von Ihnen ein spezielles Anliegen hat, der kann sich gerne ein kostenfreies 30minütiges Strategiegespräch mit mir buchen. Da schauen wir uns Ihre individuellen Herausforderungen an und welche Handlungsmöglichkeiten es gibt: Hier klicken und Termin im elektronischen Kalender auswählen.

Einladung zum kostenfreien Live-Webinar

Erfolgsfaktor Emotionale Kompetenz

am 21. Mai um 19.00 Uhr.

Mir persönlich ist es ein großes Anliegen, dass es auf dem Weg in Richtung menschliche, lebendige Arbeitskultur vorangeht.

Dazu gehört unbedingt die bewusste Weiterentwicklung unserer menschlichen Natur, die durch Instinkte, Gefühle, Intuition und nicht allein durch unser rationales Denken geprägt ist. Wir sollten uns damit beschäftigen das alles zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzufügen.

Gerne können Sie Ihre Erfahrungen oder Ihre Perspektive in einem Kommentar zu diesem Artikel teilen.

HERZliche Grüße

Martina Baehr

 

Bildquelle Beitragsbild: Photo by Erica Nilsson on Unsplash